Nachverdichtung und Freiraumqualität in Wohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne, 2018 - laufendes Forschungsprojekt, gefördert aus Mitteln der HSRM
Thema
Zielvorgabe des Leitbildes der „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ ist es, die bereits bebauten Strukturen der Städte weiter zu verdichten, um das Flächenwachstum nach außen zu bremsen. Stark im Fokus der Nachverdichtung stehen die Wohnanlagen der Nachkriegsmoderne (1950-60er Jahre). Das Bebauungspotential wird hier als besonders groß erachtet, weil deren „Abstandsgrün“ von Planer_innen und Entscheidungsträger_innen nur geringe Qualität bescheinigt wird. Dass die räumlich disparaten Freiräume der bebauten Stadtstruktur wichtige Freiraumfunktionen für die Bevölkerung erfüllen, ist bekannt, speziell über die sozialen Funktionen der Freiflächen der Wohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne liegen allerdings nur wenige Erkenntnisse vor. Hingegen hat die stadtökologische Forschung gezeigt, dass die als „naturfern“ erscheinenden bebauten Stadtstrukturen zahlreiche Habitate für Pflanzen und Tiere bieten und wichtige Ökosystemdienstleistungen erfüllen. In diesem Forschungsvorhaben soll exemplarisch der soziale und ökologische Wert und die Verbesserungspotentiale von wohnungsbezogenen Freiräumen des Siedlungsbestands der Nachkriegsmoderne identifiziert werden, die im Rahmen von Projekten der baulichen Nachverdichtung zur Disposition stehen. Für die Ermittlung dieser Werte wird ein integrierter Ansatz aus sozialwissenschaftlichen und ökologischen Analysemethoden verfolgt. Die Identifizierung der sozialen und ökologischen Qualitäten dieser Freiräume soll dazu dienen, deren vorhandene und oft unterschätze Freiraumqualitäten und -potentiale in die Planung zu integrieren.
Hintergrund
Das zeitgenössische städtebauliche Leitbild der kompakten Stadt der kurzen Wege propagiert unter der Zielvorgabe „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ den Kontrast eines nach innen verdichteten Stadtraumes zu einer freien, möglichst wenig zersiedelten Landschaft. Gesetzlich verankert wurde dieses Leitbild im „Gesetz zur Stärkung der Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortentwicklung des Städtebaurechts“ vom Juni 2013. Zielvorgabe ist es, die bereits bebauten Strukturen der Städte weiter zu verdichten, um das Flächenwachstum nach außen zu bremsen. Im Leitbild der Nachverdichtung treffen sich somit die Zielvorstellungen von Stadtplanern und Naturschützern – wichtig ist es, die Landschaft „draußen“ von Bebauung freizuhalten, das urbane grüne Netz der Parkanlagen und Grünzüge zu sichern und zu qualifizieren (dies erfolgt unter dem Schlagwort der doppelten Innenentwicklung) und dafür die Matrix der Stadt, die bereits gebaute Struktur, dichter zu bebauen.
Forschungsziel
In diesem Forschungsvorhaben soll die sozialen und ökologischen Qualitäten der wohnungsbezogenen Freiräume von Wohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne identifiziert werden, die im Rahmen von Projekten der baulichen Nachverdichtung zur Disposition stehen. Für die Ermittlung dieser Werte wird ein integrierter Ansatz aus sozialwissenschaftlichen und ökologischen Analysemethoden verfolgt, der für weitere Anwendungen im Kontext der Wohnbauentwicklung anwendbar sein soll. Die Identifizierung der sozialen und ökologischen Qualitäten dieser Freiräume soll dazu dienen, deren vorhandene und oft unterschätze Freiraumqualitäten und -potentiale in die Planung zu integrieren. Die Anwendbarkeit der ermittelten Daten im Kontext der städtebaulichen Planung wird exemplarisch anhand von Testentwürfen überprüft.
Projektteam
Prof. Volker Kleinekort, Lehrgebiet Städtebau, Hochschule Wiesbaden
Dr. Thomas Hauck, Fachgebiet Freiraumplanung, Universität Kassel
Prof. Dr. Wolfgang Weisser, Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie, TU München
Mitearbeit: Svenja Lynn Schalm, Kilian Paterson