Gehören Großwohnsiedlungen zur Europäischen Stadt?
Nein, zumindest nicht zum Leitbild der Europäischen Stadt. Sind sie deswegen weniger lebenswerte Orte? Nein, das sind sie nicht. Sie folgen nur anderen Wertmaßstäben als dem in den letzten Jahren fast schon penetrant wiederholten Bild der europäischen Stadt. Gehören sie zur Geschichte der europäischen Stadtentwicklung? Ja. Helfen doch gerade diese Siedlungen das "Bild" der Europäischen Stadt aus unserer heutigen Sicht so klar abzugrenzen. Die Siedlungen sind meist monostrukturell geprägt. Sie sind damit weniger ein Ort der Gleichzeitigkeiten als ein Ort der einen Realität, des „Entweder-oder“. Dem gegenüber steht das „Sowohl-als-auch“ der Europäischen Stadt, wie sie Colin Rowe in seinem Buch Collage City treffend beschrieben hat.
Die mit dem Essay verbundene Fragestellung führt etwas in die Irre. Man könnte denken, dass ein "Nein" automatisch die Räume der Nachkriegsmoderne diskreditiert. Das tut es nicht.
Entgegen einer öffentlichen Wahrnehmung sind diese Siedlungen mit ihren gerade durch die Freiraumpotenziale geprägten intakten Nachbarschaften von den Bewohnern aber häufig sehr positiv wahrgenommen. Dazu halten sie Flächen vor, die oft die letzten Rückzugsgebiete des mietpreisgebundenen Wohnungsbaus sind – "Wir leben gerne in Garath!"
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